Momentaufnahme: Königinnenpastetchen gab’s zwar nicht, aber was die Dürkheimer Winzer am Samstag bei der Kulinarischen Weinprobe im Kurhaus für „ihre“ Pfalzhoheit Janina Huhn auf den Tisch brachten, wurde dem Motto „Königlich – Köstlich“ allemal vollmundig gerecht. Und alle Weine hatten einen Bezug zum Ehrengast.
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Von Peter Spengler
„Vielen Dank für einen wunderbaren Abend!“ Am Ende sprach Janina I. aus, was wohl alle so empfanden. Da klangen gegen Mitternacht im Großen Kursaal gerade fünf Stunden aus, die fast wie im Flug vergangen waren. Zu einer „royalen Zeitreise durch die Schätze der Dürkheimer Weinkeller seit 1989“ hatte der örtliche Weinbauverband eingeladen. Die „Royalties“ bildeten acht aktuelle oder ehemalige Weinhoheiten, sechs davon aus Dürkheim. Die Winzer wiederum hatten zu Ehren „ihrer“ Pfälzischen Weinkönigin in den Worten ihres Vorsitzenden Jochen Schmitt „die Kronjuwelen aus dem Tower“ geholt, sprich: aus den Tiefen ihres Kellers. Dort, wo Janina zu Anfang ihrer Amtszeit als örtliche Weinprinzessin jeden einzelnen besucht und mit ihm über seine Weine geplaudert hatte. Jetzt kamen sie umgekehrt zu Janina und der Kulinarischen Weinprobe zu ihren Ehren: Von den 99 Gästen stammte gut die Hälfte aus der Winzerschaft.
Erneut wurde viel geplaudert, auch aus dem Nähkästchen. So verriet die Weinkönigin, dass sie auch nach vier Monaten mit der Pfalzkrone ständig aufs Neue staunt. Und dass sie manchmal im Vorbeifahren vergnügt ihrem Konterfei am Stadteingang zuwinkt.
Jenes, das überlebensgroß auch von der Kursaalwand strahlte, blieb links liegen. Denn die Winzer, die ihre Weine jeweils persönlich präsentierten, prosteten genau wie die Gäste dem Sonnenschein doch lieber im Original zu. Zumal jeder Wein eine Geschichte hatte, und jeder Winzer damit oder persönlich einen Bezug zu Janina und ihrem Leben herstellte. Ein Poesiealbum mit 15 Gebinden aus zwölf Jahrgängen, vom Prosecco bis zum Brut, von der Großen Katharina bis zum Großen Gewächs, vom „Duca XI“ bis zum edelsüßen Weinadel, die ganze Vielfalt aus den filigranen Königsdisziplinen des Weinmachens.
Da war etwa die 2009er Rotwein-Cuvée vom Katharinenhof, mit der Julia Hauer ihrer Vorgängerin huldigte, aus dem Jahr, als diese ihr Abi mit 1,1 gemacht hatte. Der Herrenberg von Jan Eymael war 2007 gewachsen, als Janina mit 18 ihr erstes Auto bekam, einen VW Fox(i), mit dem sie auch zum Babysitten nach Pfeffingen fuhr, wo die Eymaels im gleichen Jahr ihre erste Tochter bekommen hatten. Im Jahr drauf zog Janina mit ihrer Familie auf den Fronhof, von wo aus sie die Spielberg-Terrassen sehen kann, auf denen just der 2008er Riesling von Barbara Hoffmann damals wuchs. Natürlich hatte Gabriel Huber vom Weingut Schaefer, wo Janinas Großvater als Außenbetriebsleiter tätig war, den „Sonnentropfen“ von 2012 ausgewählt, beider „Kennlernjahr“. Klaus Wolf, junggebliebener 1961er vom Isegrimhof, hatte eine Riesling-Spätlese von 1998 ausgegraben („du warst neun, ich war zwölf“), als Janina Zwillingsgeschwister bekam. Und Johann Fitz erinnerte mit einem Weißburgunder Brut an ihre musikalischen Anfänge, als ihr seine Mutter Alice in der Musikschule die erste (Quer-)Flötentöne beibrachte.
Kaum ausgesprochen, hatte Jochen Schmitt die erste Überraschung für die Musikerin parat: Ihre Registerkollegen aus der Stadtkapelle marschierten zu fünft auf – und gesellten zum royalen Diner nach höfischem Rondo Griegs „Bergkönig“. Er bekam kurz darauf noch Gesellschaft vom „King of the Road“ und dem Saxofon-Quintett der Stadtkapelle. „Ihr habt ja richtig üben müssen!“, zeigte sich die Flötistin „hart an der Tränengrenze“, dass ihre Mitspieler es trotz strapaziösen Jubiläumsjahres sich nicht hatten nehmen lassen, das Königin-Diner mit korrespondierenden Stücken zu bereichern – „sozusagen als Zwischengang“, wie Vereinschef Jochen Rinck meinte.
Launig, witzig, kurzweilig – auch die Winzer und Moderator Jochen Schmitt zogen alle Register für einen unterhaltsamen Abend. Der eine wundervolle Hommage an die Weinkönigin war, die ihr Amt „mit Herz und Seele“ sowie „grandiosen Auftritten“ bekleide, wie Bürgermeister Wolfgang Lutz befand. Dem floss euphorisiert nicht nur viermal der Begriff „stolz“ über die Lippen, sondern auch das ominöse D-Wort, das viele andere dort auch schon liegen haben: Deutsche Weinkönigin – das wäre noch die Krönung!
Dann wird Kurt Freund sicher wieder eine Trockenbeerenauslese kredenzen, wie sie die „Vier Jahreszeiten“ schon einst zur Krönung von Queen Elizabeth II. beisteuerten. Der 1989er Muskateller krönte das achtgängige Wein-Menu mit sechs begleitenden, nicht immer adäquaten Speisen.
Nein, es war kein Übermut, dass Spaßvogel Schmitt die mehrfach gesättigte Tischgesellschaft zum Digestif mit einer „achtteiligen Grappa-Probe“ aufschreckte – der 18-prozentige Portwein aus dem Hause Hensel war eh besser. Und auch Schmitts Abschiedsgruß war nicht Über- oder gar Hochmut, sondern schlicht Hoffnung: „Alla tschüs, bis neggschd Johr!“ Da würden sich alle freuen wie die Könige! Zitiert