Gegenüber: Jochen Rinck ist Vereinschef, Musiker, Moderator, Protokoller, Pressewart und nun auch Träger der Gold-Ehrennadel der Stadt

Von Peter Spengler

Es gibt wohl nicht viele Männer, die freimütig einräumen, dass sie zum Entspannen daheim schon ganz gern mal Eros Ramazzotti hören. Jochen Rinck steht dazu. Der Italien-Fan verbindet das mit Urlaub. Derzeit freilich ist Eros abgemeldet. „Seit Monaten“ hat es dem Saxofonisten, Vorsitzenden und Moderator der Stadtkapelle „Jubel“ angetan, von Klingande. Seit das Stück passenderweise den Videotrailer untermalt, mit dem die Dürkheimer Big Band in diesen Wochen auf ihr 50. Jubiläum aufmerksam macht, zuletzt beim Sportler- und beim eigenen Jubiläumsball. Dort zum Auftakt der 50-Jahr-Feierlichkeiten hat der oberste Repräsentant der Stadt deren höchste Auszeichnung an den Mann mit der Dreifach-Dauerrolle verliehen: die Goldene Ehrennadel (wir berichteten). Da jubelte der Saal – Rinck selbst nahm die Würdigung mit der ihm eigenen Zurückhaltung entgegen.Laut – das passt nicht ins Naturell des 51-Jährigen. So wundert es einen kaum, dass er vor 40 Jahren keinen Ton aus der Trompete brachte, die ihm Siegfried Riedle in die Hand drückte. „Macht nix. Dann halt Saxofon“, entschied der Mentor und Motor der Jugendstadtkapelle, die er gerade zu gründen im Begriff war. Und bis heute entlockt Rinck dem sonoren Tenor-Sax eher die leisen, feinen Töne als die schrillen.

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Die Stadtkapelle selbst war damals zehn Jahre alt, hieß auch noch Blaskapelle der Liedertafel, war Anhängsel des Gesangvereins. Es war Zeit, an Nachwuchs zu denken. „Do hole mer unser Buwe“, erinnert sich Rinck an die Worte seines Vaters Fritz, Tenor wie auch Tubist. Jochen und sein jüngerer Bruder Thomas, die Riedles, die Leopolds, die Asels – „wir waren jede Menge Geschwisterpaare am Anfang.“ Mit neun der Kumpels, deren gemeinsame musikalische Laufbahn am 5. Mai 1974 (just an Jochens zwölftem Geburtstag) mit „Hänschen klein“ und „Rucki-zucki“ begann, macht Rinck bis heute Musik. Seit 40 Jahren. Jeden Montag im tiefen Keller der Pestalozzischule, von acht bis halb zehn („es muss ja noch Zeit bleiben für die Nachprobe“).

Für den Jungen Jochen war es „das Normalste auf der Welt“, in die Fußstapfen des Vaters zu treten, den er die Kindheit über stets als Sänger und Musiker erlebt hatte. Freilich hatte Fritz Rinck seinem Ältesten noch andere Gene mit in die Wiege gelegt. Der Vater war nämlich auch Vorsitzender der Blaskapelle gewesen. Und weil sein Sohnemann rasch als „genau und zuverlässig“ auffiel, machte man ihn zum Handlanger von Notenwart Hans Brust. Und als dieser überraschend starb, beerbte ihn der damals 15-Jährige vollends.

Nicht lange danach war Rinck schon wieder rechte Hand. Die von Onkel Ernst (Anicker), seines Zeichens Geschäftsführer der Blaskapelle. Er war jetzt auch offiziell im Stellvertreter-Rang – und bekam wieder das Ganze: Ende 1988 zog sich Anicker aus seinem Amt zurück. Das führte der Neffe fünf Jahre weiter, doch inzwischen hatten sich bei den Liedertäflern Sänger und Musiker buchstäblich auseinandergelebt. Als die Instrumentalisten sich im Januar 1993 abspalteten, lag es auf der Hand, dass Jochen Rinck mit 30 Jahren die oberste Stufe der Vereinstonleiter erklomm: Seither ist er Vorsitzender der Stadtkapelle Bad Dürkheim eV.

Mit Leib und Seele, in Dur und Moll. Der Verein könnte keinen besseren haben. Aber das Höchste, was Rinck für sich in Anspruch nehmen möchte, ist die Rolle als Integrationsfigur. „Die Leute beisammen und bei der Stange halten“, nennt er es. Und „wenn andere nicht so mitziehen, wie sie könnten“, kann er sogar mal aus der Haut fahren.

Aus seiner eigenen kann er selten, weiß, dass er Perfektionist und Pedant ist. Dass die Verwaltung ein Riesenaufwand, das Amt auch eine Belastung ist, räumt er ein. Seine Frau – mit der er gut 20 Jahre verheiratet ist und zwei Töchter hat, von denen Ann-Sophie (19) in der Jugendkapelle Klarinette spielt, Carolin (fast 17) wie die Mutter Klavier, sich dem Orchester aber verweigert – habe für ihn mal „den liebenswerten Begriff ,durchlaufender Posten’ geprägt“. Schriftverkehr und Protokollwesen erledigt er, wenn er als Anwalt der Arbeitgeberverbände in Neustadt (seit 1990) Mittagspause macht, Pressewart ist er auch noch. Und gerade jetzt im Jubiläumsjahr „hab’ ich jeden Tag mit dem Thema zu tun“. Die Jazzsession kommenden Samstag steht, aber das Open Air im Juli macht dem Vereinschef noch Sorge: Dass sich das Jubiläumsjahr finanziell selbst tragen muss, hat er sich zusammen mit dem Vorstand fest zum Ziel gesetzt.

Am Ende freilich setzt sich Jochen Rincks jungenhaftes Lächeln durch: „Wenn’s nicht auch Spaß machen würde ...“ Und natürlich ist er auch stolz wie Bolle, „wenn alles klappt und wir stehen gut da.“ Darauf einen Ramazzotti!