Momentaufnahme: Der Empfang der Stadt Bad Dürkheim und ihrer Weinbaubetriebe für Janina Huhn, Eigengewächs auf dem Thron der Deutschen Weinkönigin, hatte Details von durchaus stadthistorischer Dimension. Was die 150 Teilnehmer und die heitere Stimmung in der Brunnenhalle aber nicht störte.
.Von Peter Spengler
Ein schöner, netter, lockerer Abend war’s, klar. So haben es neben Janina Huhn sicher auch die meisten der rund 150 Teilnehmer und Beteiligten empfunden, die ihr zu Ehren am Dienstagabend in die Brunnenhalle gekommen waren. Aber war es tatsächlich ein „Abend von historischer Dimension“, wie Bürgermeister Wolfgang Lutz meinte? Doch, durchaus. Aber – und das war das Schöne daran – das störte die Veranstaltung in keinster Weise. Niemand fühlte sich bemüßigt, ehrwürdig und erhaben wirken zu müssen, wie es bei Empfängen von „Königs“ und Co. normalerweise zugeht. Und was den echten Royals ihre Kate, ist den Dürkheimern im nunmehr schon dritten Amtsjahr mit Krone ihre Janina. Die Königin der Herzen, über die neue historische Dimension für Bad Dürkheim hinaus. Sympathischer, bodenständiger und patenter kann eine junge Frau von soeben 25 Jahren kaum sein als die auch nach vier Wochen noch frischgebackene und im doppelten Sinne strahlende Deutsche Weinkönigin 2014/15. Deren Fröhlichkeit und Herzlichkeit die Menschen auch jetzt wieder einnahm und ansteckte. Freude und heitere Stimmung ließen kaum Platz für Pathos.Das Stadtoberhaupt, das den Ehrengast die geladenen Gäste im Foyer noch allein hatte empfangen lassen, setzte dann nach und nach das stadtgeschichtliche Mosaik dieser Momentaufnahme zusammen. So begrüßte Janina schon seit dem Nachmittag die Besucher und Bewohner Bad Dürkheims an allen Stadteingängen mit ihrem Lächeln: Dort prangt jetzt überall ihr Konterfei als Deutsche Weinkönigin in Engelsweiß und mit neuer Krone. „Bad Dürkheim ist froh, dass es Residenzstadt sein darf“, meinte der Bürgermeister.
Und dafür, dass es 1236 Jahre lang auf diesen Moment hat warten müssen, wie Lutz am Datum der Ersterwähnung 778 ableitete, hatte man sich im Rathaus für den besonderen Moment, da sich erstmals eine Dürkheimerin als Deutsche Weinkönigin ins Goldene Buch der Stadt eintragen sollte, auch Besonderes einfallen lassen. Zumal es nicht die erste Unterschrift der studierten Historikerin in jenem mächtigen Geschichtsband war, dessen Signaturreigen Luitpold Prinzregent von Bayern 1894 eröffnet hatte: Nachdem sie sich schon als Pfälzische Weinkönigin vor einem Jahr hatte verewigen dürfen, steht sie jetzt öfter in dem Lederfoliant als etwa Altkanzler Helmut Kohl oder Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hatte 2008 im Hamelzelt auf dem Wurstmarkt an einem in der Tat historischen Möbelstück ihre Unterschrift geleistet: dem Original-Schreibtisch nebst Stuhl des „roten Fitz“, Winzerführer beim Hambacher Fest 1832. Genau den hatte sein Nachfahre Johann Fitz nun auch für die neue Galionsfigur des Dürkheimer Weinbaus zur Verfügung gestellt.
Seine Winzerkollegen ließen sich ebenfalls nicht lumpen, den Empfang ihrer höchsten Majestät angemessen auszustatten: So viele Hochkaräter dürfte noch keine freie Weinprobe in Bad Dürkheim gesehen haben. Hinter den 22 „Weinen der Königsklasse“, so der Titel, stand allein 16 Mal das Prädikat „Gold“, das Tableau verfügte über Große VDP-Gewächse und Große Weine des Barrique-Forums, es wimmelte von Siegern und Finalisten bei internationalen Prämierungen. Bei solchen Weinen wird es der obersten Repräsentantin umso leichter fallen, in ihrem Amtsjahr allüberall „die Menschen für den deutschen (und auch den Dürkheimer) Wein zu gewinnen“, wie nicht nur Wolfgang Lutz überzeugt ist.
Vor allem baut sie die rhetorische Leichtigkeit, mit der sie stets aufs Neue fasziniert, auf bester Vorbereitung auf. In lieben und jeweils persönlichen Worten bedankte sie sich noch einmal reihum bei allen, die sie auf dem Weg zur deutschen Weinkrone in den vergangenen vier Jahren begleitet und unterstützt haben und ihr nun diesen Abend mitbereiteten: Ihre Stadtkapelle und ihre Winzer, Freunde und Fans, ihre hoheitlichen Kolleginnen und allen voran ihre gesamte Familie. Und mit der ihr eigenen Natürlichkeit gewährte sie in diesem außergewöhnlichen Moment auch sympathische Einblicke in ihr Inneres. Dass sie das, was ihr Leben in kaum mehr als zwei Jahren nach eigenem Bekenntnis völlig umgekrempelt hat, immer noch innerlich kopfschüttelnd „mit einem komischen Gefühl“ betrachtet. Wie sie nach zwei Monaten innerem Ringen im Spätsommer 2012 mit der Bewerbung als Dürkheimer Weinprinzessin an ihrem Studienort Heidelberg vorm Briefkasten gestanden und den Umschlag nur eingeworfen habe, weil damals vor allem ihr Stiefvater Rigo Müller sie darin bestärkt habe: „Wenn er nichtgesagt hätte, ,mach das’, hätte ich das nie angefangen ...“ Eine andere als sie hätte sich die Tränen an dieser Stelle („es war klar, dass das passiert“) vielleicht von vornherein erspart. So wurde es der berührendste Moment des Abends.
Dessen Grundstimmung ja aber gelöst war, insbesondere nach der herrlich gewitzten Rede von Jochen Schmitt und den ebenfalls launigen Worten von Jochen Rinck, den Vorsitzenden von Weinbauverein und Stadtkapelle. Schmitt freute sich, dass überall in Janinas Amtsjahr „unser Städtchen im gleichen Atemzug mit deinem Namen genannt wird“, vergaß aber auch nicht, dass in den beiden letzten Jahren „immer ein richtig großer Erwartungsdruck auf dir lag“. Es sei wunderbar zu beobachten gewesen, „welche Persönlichkeit daraus geworden ist“. Die Stadtkapelle widmete ihrer Weinmajestät den Siegersong vom Wahlabend nunmehr in der orchestralen Version: Softeggs-Sänger Daniel Horr rief nochmal „Ein Hoch auf Dich“ aus.
Die Bilder zur Veranstaltung sind in unserer Galerie zu finden. Fotos von Moritz Schleiffelder (Hey Mo)
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