Bad Dürkheim: Die Jugend der Stadtkapelle sucht Verstärkung – 50-jähriges Jubiläum 2014 im Blick – Info-Nachmittag kommt gut an
Von Achim Wagner
Samstagnachmittag kurz vor halb vier im Musikkeller unter der Pestalozzischule. Die Jugend der Bad Dürkheimer Stadtkapelle packt ihre Instrumente aus. Die „Offiziellen“ haben unterdessen den Eingang zum gemütlich warmen Gewölbe im Blick und hoffen, dass sich die Tür möglichst häufig öffnen wird. Denn beim „Infonachmittag Jugend 2013“ geht es nicht nur um eine öffentliche Probe. Nein, der Nachwuchs der Stadtkapelle sucht selbst nach Nachwuchs. „Wir möchten die Reihen auffüllen, um langfristig spielfähig zu bleiben“, sagt Jochen Rinck, der Erste Vorsitzende der Stadtkapelle. „Zur letzten Neugründung der Jugend 2007 haben wir mit 35 jungen Leuten angefangen. Ein paar haben aufgehört, ein paar spielen inzwischen bei der Stadtkapelle mit. Und so sind wir jetzt nur noch 25 Musiker – gerade noch spielfähig“, sagt Rinck. Schlösse man vom musikalischen Konsumverhalten der heutigen Zielgruppe auf ihr Interesse an Orchestermusik zurück, könnte man den Optimismus der Organisatoren bewundern. Doch es wird keine öffentliche Probe ohne Öffentlichkeit, denn inzwischen haben sich gut ein Dutzend Kinder mit ihren Eltern um die Tische und die Bar gruppiert. Für sie scheint das Fehlen von synthetischen Klängen und Glamour kein Makel zu sein. Und schon mit den ersten Tönen von „Winter Wonderland“ in einem betont jazzigen Arrangement wird klar, warum. Der satte Sound der Truppe ist körperlich spürbar. Physikalisch ist das wahrscheinlich leicht erklärbar, doch geht es hier ja nicht nur um in Schwingung versetzte Luft, sondern um Musik. Und dieser direkten Wirkung kann sich auch nicht entziehen, wer sonst eher zu aufwendig produzierten Hits voller Samples und Loops abtanzt.
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„Ich kann mir vorstellen mitzuspielen“, sagt die neunjährige Norma, Viertklässlerin an der Pestalozzischule. Seit fast zwei Jahren spielt sie Querflöte und kennt durch die Bläserklasse ihrer Schule bereits das Musikmachen in einer Gruppe. So auch die ein Jahr jüngere Clara. „Es gefällt mir gut“, urteilt Clara, ist sich aber noch nicht ganz sicher, ob sie nach gerade einmal eineinhalb Jahren Querflötenunterricht die Anforderungen erfüllen kann.
Geht es denn streng zu bei der Jugend der Stadtkapelle? „Bei 30 Jugendlichen ist Disziplin schon ein Thema, sonst funktioniert es nicht, aber trotzdem geht es bei uns locker zu“, beruhigt Dirigent Alfred Hann. „Theoretisch sollte jeder, wenn er fertig ausgebildet ist, 20 Minuten pro Tag üben. Aber bei uns wird keiner nach Hause geschickt, wenn er mal nicht dazu gekommen ist.“
„Vielleicht ist unsere Tour nach Südtirol im kommenden Sommer ja ein Anreiz für den ein oder anderen. Unser Ziel ist natürlich, uns 2014 zum 50-jährigen Jubiläum der Stadtkapelle auch mit einer vollständigen Jugendformation zu präsentieren“, ermuntert Rinck die Interessierten, ihre Kontaktdaten in den ausgeteilten Fragebogen einzutragen, während sie einem Weihnachtsmedley lauschen. Vordringlich sucht die Jugend Nachwuchs am E-Bass und der Tuba, aber auch am Saxophon, den Klarinetten, Hörnern und Flöten. Und so könnte Norma vielleicht Querflötistin Lena ersetzen, die es, wie sie Dirigent Hann nach der Probe wissen ließ, zu den „Großen“ drängt.