Wie war Ihr Jahr? Zum letzten Mal hat Jochen Rinck sein Publikum durchs Programm geführt: Das Martinikonzert 2018 war der Schlusspunkt für den 56-Jährigen als Stadtkapellen-Vorsitzender. 30 Jahre war er Chef, nun stellt er sich in die zweite Reihe. Als Saxofonist bleibt er aktiv.
Herr Rinck, wie war Ihr Jahr? Es war sehr abwechslungsreich. Die Auszeichnung der Stadtkapelle war ein besonderer Glanzpunkt. Aber auch beruflich und privat hatte ich viel Abwechslung: Ich war zum ersten Mal segeln mit Freunden in Kroatien. Das hat riesig Spaß gemacht. Meine Frau hat außerdem einen runden Geburtstag gefeiert. Es war einiges geboten.
Ihre Stadtkapelle hat Sie beim Martinikonzert zum Ehrenvorsitzenden gemacht und sich auch sonst allerlei ausgedacht. Ist die Überraschung denn gelungen? Die Ehrung selbst war eine völlige Überraschung. Ich wurde teilweise von Proben ausgeschlossen oder es wurden Termine hinter meinem Rücken vereinbart. Ich wusste absolut nichts. Ich habe aber auch nicht versucht, etwas rauszufinden. Dass es so groß aufgezogen wurde, hat mich wirklich überrascht. Es ging los mit einem Bilderrückblick, dann kamen Videobotschaften, unter anderem von der Stadtkapelle Kempten. Dann noch die Laudatio von unserem Altbürgermeister Wolfgang Lutz und die Zugaben „Thank you for the Music“ und „My Way“. Das hat mich total glücklich gemacht. Es hat den ganzen Tag gedauert, bis ich das realisiert hatte.
Das vergangene Martinikonzert war für Sie ein Wunschkonzert, Sie konnten sich Stücke aussuchen. Was machen Sie denn mit der Stadtkapelle besonders gern? Ich bin dafür, dass wir mit der Stadtkapelle alles machen. Von einem klassischen konzertanten Stück bis hin zu Swingnummern. Aber ich bin auch ein großer Musicalfan, deshalb war es in den ganzen Jahren mein Bestreben, möglichst aktuelle Musicaltitel reinzupacken. Beim letzten Martinikonzert, das ich organisiert habe, war mein Ziel, Stücke aus dem Musicalfilm „Greatest Showman“ auf die Bühne zu bringen. Und dass Johannes Kalpers und Nicole Metzger mit uns zwei Stücke gemacht haben, war für mich das absolute Highlight.
Machen wir einen Sprung in die Vergangenheit: Wie sind Sie ans Saxofon und in die Stadtkapelle gekommen? 1974 steuerte die Blaskapelle, damals noch als Teil der Liedertafel, auf das Zehnjährige zu. Nachwuchs wurde gesucht. Die damaligen Musiker haben sich erst einmal daheim umgeschaut. Es gab einige Söhne, die in dem Alter waren, ein Instrument zu lernen. So war das auch bei uns zu Hause. Mein Vater war Gründungsmitglied der Kapelle. Er hat uns dann gezielt zu Weihnachten jeweils eine Trompete geschenkt, meinem Bruder und mir. Bei meinem Bruder hat es dann auch funktioniert. Aber ich war, was die Trompete angeht, total unfähig. Da kam kein vernünftiger Ton raus. Da hat mich der damalige Dirigent Siegfried Riedle angeguckt und gesagt: Und du spielst Saxofon. Das war die Entscheidung fürs Leben und die war genau richtig.
Haben Sie mal ausgerechnet, wie viel Zeit Sie seither in den Verein investiert haben, gerade als Vorsitzender? Das habe ich nie. Abgesehen von der Montagsprobe war es ein Job fast die ganze Woche. Jeden Tag gab es irgendeine Kleinigkeit, was mich auch nicht besonders belastet hat. Aber es gibt ständig zu tun. Sehr zeitintensiv war die Vorbereitung von unserem Jubiläumsjahr 2014. Da sind wir schon zwei Jahre vorher in die Startlöcher gegangen. Da war ich auch erleichtert, als das Jahr rum war. Aber die Zeit erfasst habe ich nie. Es hat immer Spaß gemacht, vor allem dann, wenn es funktioniert hat.
Wenn es so viel Spaß macht, warum wollen Sie jetzt aufhören? Ich bleibe ja weiter aktiver Musiker, ich gehe nicht in den Ruhestand. Ich bringe mich auch in Zukunft ein. Beim Stadtfest macht es mir Spaß zu bedienen, das werde ich weiter machen. Aber die Verantwortung, die möchte ich wirklich nach 30 Jahren mal abgeben. Mit zunehmendem Alter, ich bin ja jetzt auch Mitte 50, hängt man immer mehr in den Themen drin und macht sich immer mehr Gedanken. Das muss irgendwann mal enden, deswegen will ich die Gesamtverantwortung abgeben.
Was machen Sie mit der neu gewonnen Freizeit? Ich sollte dann vielleicht ein bisschen mehr Sport machen. Im Moment beschränkt sich das auf ein kurzes Rückenprogramm. Das könnte man noch intensivieren.
Ehemalige Vorsitzende von Vereinen stehen oft im Verdacht, sich auch nachher noch einzumischen. Sehen Sie sich in dieser Beziehung gefährdet? Ich habe für mich ganz fest die Entscheidung getroffen, dass ich mich ab dem Tag X überhaupt nicht einmische, mich zurücklehne und mich führen lasse. Und so fest, wie ich es mir vorgenommen habe, werde ich mich auch dran halten. Wenn mich einer fragt, werde ich meine Meinung sagen, aber ungefragt nicht.
Haben Sie einen Wunsch für Ihre Stadtkapelle? Ausreichend und gut qualifizierter Nachwuchs ist das zentrale Thema, das uns umtreibt. Wir haben eine Lücke, da muss jetzt was passieren. Das ist die erste große Aufgabe, die sich die neue Vorstandschaft vornehmen wird. Ich bin wirklich hoffnungsvoll, dass da was nachkommt. Nur wenn man genug gute Leute hat, macht es Spaß.