Weihnachtsgrüße aus strahlendem Blech: Bei ihrem Weihnachtskonzert in der protestantischen Kirche Grethen überzeugte die Stadtkapelle Bad Dürkheim vor vollem Haus mit hohem Spielniveau und zeitgemäßem Repertoire.
Dicht gedrängt sitzen rund 40 Musiker im Altarraum, und auch die Kirchenbänke und die Empore sind voll besetzt. Gemeinschaftliches Musikerlebnis bei mäßiger Raumtemperatur: Mit dem „International Christmas Salut“ setzen die Bläser ein erstes Statement. Im Verlauf wird das von Jochen Rinck moderierte Konzert überraschen mit sorgsam ausgewähltem Repertoire zwischen Klassik und Pop. Auf die „Air“ von Bach folgt mit „Sleighride“ eine schmissig interpretierte Schlittenfahrt von Leroy Anderson, abgerundet durch perkussive Spezialeffekte. Das 1847 von Adolphe Adam komponierte „O Holy Night“ lässt Trompeter Erik Leopold und Altsaxofonist Rudolf Friedle in Solopassagen Raum zur Entfaltung. Dramatische Klänge schwingen im „Ukrainian Bell Carol“ aus tieferen Blechlagen mit. Das Lied der Glocken wurde 1914 von Nicola Leontowicz veröffentlicht, und die Stadtkapelle spielte es als Referenz zur weltpolitischen Lage.
Im Kontrast dazu folgte ein poetisches Landschaftsbild im Stil von Rosemunde Pilcher: Nach einleitenden Klängen am Keyboard (Markus Görtz) setzte die Stadtkapelle mit dem schottischen Volkslied „Mountain Thyme“ den wilden Bergthymian der Highlands musikalisch in Szene. Musikalischer Höhepunkt ist jedoch die „Canadian Brass Christmas Suite“, die Dirigent Julian Leopold temperamentvoll arrangiert hat: „Jingle Bells“, „Es ist ein Ros’ entsprungen“ und „Herbei, o ihr Gläubigen“ flossen hier wirkungsvoll ineinander. Musikalische Glanzlichter setzte Sängerin Kathrin Presser mit ihrem ausdrucksvollen Sopran. Kraftvoll und volumenstark füllte die Laumersheimerin den Kirchenraum und überraschte dabei mit sicherer Diktion: Das Mut machende Lied „You Raise Me Up“, 2001 geschrieben für das Pop-Duo „Secret Garden“, hatte Dirigent Julian Leopold für Sängerin und Orchester neu arrangiert.
Den Glanz von tausend Scheinwerfern und aller Sterne des Nachthimmels beschwor die Sängerin mit dem Lied „Never Enough“ aus dem Film „The Greatest Showman“, und mit „Have Yourself A Merry Little Christmas, erstmals 1943 gesungen von Judy Garland, gelang ein stimmungsvoller Ausklang. Die Zuhörer feierten die Musiker, und diese bedankten sich mit einer Zugabe: „Gabriella’s Song“, ein Lied über die Freiheit aus dem Film „Wie im Himmel“ intonierte Kathrin Presser sogar in schwedischer Originalsprache.
Insgesamt wirkten die Musiker spielfreudig und hochmotiviert. Nachdem im dritten Jahr das Martini-Konzert in der Salierhalle hatte ausfallen müssen, galt es, kurzfristig ein neues Probenziel anzusteuern, und so hatten Musiker und Dirigent ihr Programm innerhalb von nur drei Monaten erarbeitet. Julian Leopold, früher Schlagzeuger, seit anderthalb Jahren neuer Dirigent, konnte seine maßgeschneiderten Arrangements punktgenau umsetzen und sein Orchester mit sicherer Hand selbst durch schwierige Passagen führen. Sängerin Kathrin Presser brillierte mit großer Stimme und warmer Ausstrahlung.
„Toll“, „grandios“, „Ich hatte Tränen in den Augen“: Die Publikumsstimmen nach Konzertende sprachen für sich. Und während die Musiker ihre Instrumente abbauten, zog es die Zuhörer nicht etwa gleich nach Hause, sondern zum Konzertausklang vor die Kirche, wo unterm Tannenbaum Bratwurst- und Glühweindüfte zum Verweilen in heimeliger Adventsstimmung einluden. Zum Bad Dürkheimer Neujahrsempfang am 25. Januar wird die Stadtkapelle übrigens wieder zu hören sein.
Anmerkung der Stadtkapelle: Dies ist der Originaltext der Rheinpfalz.